werke | adonis depot

Der Ursprung des „Adonis Depots“ liegt in einer Männersammlung, die Ristow ausgehend von ihrem speziellen Interesse für christliche Lendentücher seit ihrem Aufenthalt in Italien 1998 unter Titeln wie „Wahre Männer“ oder „displaced body“ aufbaut. Daraus entsteht später die Studie „Pure Content“.  Grundlage für das „Adonis Depot“ ist ein Künstlerbuch und eine Diashow, die bei der Ausstellung „Schöne Aussicht“ im Schloß Benrath gezeigt wurde. Zum ersten Mal präsentiert wurde die Installation „Adonis Depot“ 2009 bei einem „One Night Stand“ im Neusser Hafen. Katalogtext von Georg Imdahl

 

 

Das „Adonis Depot“ ist ein Konstrukt aus hölzernen Bildtafeln auf freistehenden Regalen, die einen zu allen Seiten offenen aber dennoch intimen, beinahe sakralen, Raum bilden.
Die Bildtafeln (Pappel-Sperrholz 15 mm, je 190 x 62 cm bzw. 125 x 62 cm) sind mit Leinöl und weißer ölfarbe behandelt und zeigen Adonis-Motive, d. h. männliche nackte Körper im toten bzw. schlafenden Zustand. Die Darstellungen erinnern an klassische Depositionen (Grablegung, Pieté, Beweinung Christi etc.) der Renaissance und des Barock, spiegeln aber auch den heutigen Umgang in Foto/Film/Video mit männlichem Körper als Lustobjekt wieder. Die Bilder sind einzeln mit gleichformatigem weißen Stoff verdeckt.
Zu den in den Regalen gelagerten Ikonen auf Holz kommen bewegliche Bilder in Form eines Zeichentrickfilmes, der auf unterschiedlichen Bildschirmen in unterschiedlichen Phasen läuft.
In diesem Film mit dem Titel „displaced body“ ist ein schwereloser männlicher Körper (Christus/Adonis/Lover) im freien Fall zu sehen. Soundtrack ist der italienische Schlager „Volare“ in der Version von Domenico Modugno.

Der Betrachter betritt den Raum, der mit einem spürbar sehr weichen, hellen Teppich ausgelegt ist, durch einen halboffenen, durchsichtigen Vorhang und findet sich in einem Konstrukt wieder, das Assoziationen erlaubt wie Behandlungszimmer, Depot oder auch eine helle, luftige Grabkammer, bzw. die „cella“ eines Ringhallentempels.
In der Mitte des Raumes befindet sich eine Ablagemöglichkeit, wo der Besucher eine Tafel seiner Wahl unter einer hellen Lampe wie auf einem Behandlungstisch positionieren kann. Diese Tafel ist das einzige unverdeckte Bild im Raum.
Die Anordnung der Installation und in den Regalen verändert sich auf diese Weise beständig.
Ebenso ist es möglich, den Innenraum gar nicht zu betreten, sondern nur von außen vereinzelte Einblicke durch die Regalöffnungen zu nehmen und das gesamte Gebilde als Skulptur zu begreifen.

Das Adonis-Depot kann vielseitig verkleinert oder vergrößert werden und ist in der Tradition sakraler und weltlicher Schreine auf kontinuierlichen Zuwachs eingerichtet, der beispielsweise im Hinzufügen weiterer Filme, Objekte und Devotionalien bestehen könnte. Es befindet sich seit 2003 im Aufbau.

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