Studienreise nach Lübeck

In einer mittelalterlichen Stadt an der Ostsee aufzuwachsen und jeden Tag auf dem Schulweg ins einstige Kloster Johanneum zu Lübeck die „Originalsubstanz“ zu erleben, prägt zweifellos das Verhältnis zu Kunst und Kultur. Susanne Ristow gibt Reiseteilnehmern Einblick in die Geschichte der Hansestädte Lübeck und Hamburg, besucht mit ihnen Museen wie das ehemalige St. Annen-Kloster und die Hamburger Kunsthalle, die zeitgenössischen Kunstausstellungen der Deichtorhallen und die Lübecker Altstadtkirchen im Kontext der Backsteingotik an der Ostseeküste, historische Kneipen wie die Schiffergesellschaft, einschlägige Lokale auf der Hamburger Reeperbahn, Marzipanparadies Niederegger und das der Literatenfamilie Mann gewidmete Museum im Buddenbrookhaus. Auch umliegende Orte wie Travemünde, Eutin oder Schleswig können individuell ins Reiseprogramm aufgenommen werden.

Sicilia II (2001) | Künstlerbuch

Mythos Sizilien

Sicilia II ist ein vulkanisches Künstlerbuch von Susanne Ristow, das den griechisch-römischen Mythos Sizilien aufgreift. Es ist als Unikat mit Tusche auf handgeschöpftem Bütten des sizilianischen Papiermacher Franco Conti ausgeführt und mit dunkelrotem Wildleder in einen außergewöhnlichen Einband gefaßt. Es steht in inhaltlichem Zusammenhang zu der gleichzeitig begonnenen Installation (mit Lampe) und Performanceplattform „Roter Raum“ und dem kleinformatigeren Künstlerbuch „Sicilia I“ ,sowie dem überformatigen Folianten „Innocenza“, einem Buch gewordenen Unschuldsbeweis auf Brokatseiden der berühmten boubonischen Manufakturen S. Leucio | Caserta.

 

Sicialia II | Künstlerbuch | Tusche auf sizilianischem Bütten, Einband aus dunkelrotem Wildleder | 48 Seiten | 35 x 40 cm | Unikat | Preis auf Anfrage

Studienreise nach Madrid | Toledo

Vom Prado in die Welt

Susanne Ristow hat ihre wichtigste künstlerische Prägung 1990 angesichts der schwarzen Bilder Francisco de Goyas im Prado und einer Ausstellung seines graphischen Gesamtwerkes in der Academia de Bellas Artes in Madrid erfahren. Tief beeindruckt von der spanischen Kunst, der einmaligen Druckgraphik und den internationalen Kunstschätzen der spanischen Museen kehrt sie nach den ersten vier Semstern ihres Kunststudiums an der Hbk Braunschweig 1992 für neun Monate in die spanische Hauptstadt zurück, um in Madrid ein völlig freies Selbststudium vor Originalen im Prado und in der herrlichen Bibliothek des Reina Sofias (heutiger Präsentationsort von Picassos „Guernica“) zu beginnen und zur Erweiterung des persönlichen Horizontes Künstler, Graphiker, Filmemacher und Literaten des Altstadtviertels Lavapies kennenzulernen. Nach wie vor ist es ihr ein großes Vergnügen, Reisegäste mit Madrid und dem nahegelegenen Toledo, Heimat des großen Malers El Greco, intensiv bekannt zu machen und den Tag gemütlich in der legendären Sherry-Bar der Calle Echegaray ausklingen zu lassen oder aber „la marcha“, den nächstlichen Zug durch die Tanzlokale zu beginnen.

XXI Festa della Liberazione del Merlo Maschio

20. 3. 2016 Saviano | Napoli

Das internationale Fest zur Befreiung der männlichen Amsel (Festa della Liberazione del Merlo Maschio), wurde 1996 von den  Editeuren Antonio Sgambati und Vittorio Avella erstmalig als partizipatives Kunstfestival zum Frühlingsanfang veranstaltet. Die an den Volksfesten der Region orientierte Veranstaltung, zu der Künstler und Kunstinteressierte aus aller Welt ebenso wie Poeten und Performer der Region und neugieriges Publikum aus dem kleinen Ort am Fuße des Vesuvs gleichermaßen strömen, ist inzwischen Kult und aufmerksame Besucher der Kleinstadt bei Nola finden sogar einen „Vicolo del Merlo Maschio (XX sec.)“ unter den Beschilderungen der Sehenwürdigkeiten des Ortes…….

 

Susanne Ristow ist seit 1998 in das Fest involviert und nimmt mit neuen Editionen, Filmen und performativen Auftritten daran teil. Im Jahr 2016 hat sie dem Hof des antiken Palazzo, in dem das Fest inzwischen stattfindet, die Anmutung einer Unterwasserlandschaft verliehen, in dem sie zahlreiche Medusen über dem Festplatz aufsteigen lassen hat. Der nolanische Dichter Nino Velotti hat dieser interaktiven Installation, die von den Besuchern des Festes auf und abgebaut wurde, das Sonett MEDUSE D´ARIA (per Susanne Ristow) gewidmet:

Come le ombre al tramonto le giornate
si allungano: così penso a meduse
d’aria fluttuare sopra le vallate,
gelatinose nubi d’acque sfuse,

tentacolari ombrelli, sfere alate
di veleni mortali in corpo infuse,
trasparenti minacce liberate
nel vento, sì immortali alte meduse…

Se fosse nata in cielo sulla terra
la vita, entità reali l’avrei viste,
palloncini fuggiti enormi in fili

dall’incubo di un bimbo per la serra
eterea su città acquari, impreviste
e urticanti beltà primaverili.

MEDUSEN DER LÜFTE (für Susanne Ristow)

Gleich Schatten zur Dämmerung verlängern sich
derzeit die Tage: Geradeso denk´ ich mir luftige
Quallen weit über die Täler schwebend
in gallertartigen Wolken gelöster Flüssigkeiten,

beschirmte Tentakel, geflügelte Sphären,
voll tödlicher Gifte in zerflossenen Körpern,
transparent ihre Drohungen frei nun
im Winde, ja unsterblich hohe Medusen…

Wäre das Leben im Himmel auf Erden geboren,
dem kindlichen Albtraum einer Luftglocke
über Aquarienstädten entkommen,

hätte ich wirkliche Wesen gesehen als
Flüchtlinge, enorme Ballons in Fäden verstrickt,
plötzlich und ätzend in frühlingshafter Pracht.

Berlin (2000)

Fundus für Straßenaktionen in Berlin

Das Künstlerbuch Berlin (2000) ist wie sein Pendant Napoli (1999) ein komplett übermaltes Justizministerialblatt von 1900, das zahlreiche Zeichnungen enthält, die als Fundus für Ristows urbane InterventionenDie agitatorische Zeichnung“ in Neapel und Berlin dienen.  Monatlich veröffentlicht Ristow im Laufe des Jahres 2000 an den seinerzeit noch stark von der Kommunikation über die Wände der Stadt geprägten Orten Herrmannplatz und Käthe-Kollwitz-Platz im (ehemaligen) Osten und (ehemaligen) Westen Berlins einzelne Motive in 400er Auflage. Der Prozeß des Auftauchens und Verschwindens der Motive wird in einer weiteren Edition mit SW-Fotografien dokumentiert. Der neapolitanische Künstlerphilosoph Luigi (LUCA) Castellano schreibt einen kommentierenden Text. Das Künstlerbuch mit den Originalzeichnungen ist in Düsseldorfer Privatbesitz und wird hier erstmalig im Überblick veröffentlicht.

 

Tinte, Bleistift auf übermaltem Justizministerialblatt von 1900 | 80 Doppelseiten | 35 x 30 x 4 cm | 2000 | Privatbesitz Düsseldorf