Studienreise nach Lübeck

In einer mittelalterlichen Stadt an der Ostsee aufzuwachsen und jeden Tag auf dem Schulweg ins einstige Kloster Johanneum zu Lübeck die „Originalsubstanz“ zu erleben, prägt zweifellos das Verhältnis zu Kunst und Kultur. Susanne Ristow gibt Reiseteilnehmern Einblick in die Geschichte der Hansestädte Lübeck und Hamburg, besucht mit ihnen Museen wie das ehemalige St. Annen-Kloster und die Hamburger Kunsthalle, die zeitgenössischen Kunstausstellungen der Deichtorhallen und die Lübecker Altstadtkirchen im Kontext der Backsteingotik an der Ostseeküste, historische Kneipen wie die Schiffergesellschaft, einschlägige Lokale auf der Hamburger Reeperbahn, Marzipanparadies Niederegger und das der Literatenfamilie Mann gewidmete Museum im Buddenbrookhaus. Auch umliegende Orte wie Travemünde, Eutin oder Schleswig können individuell ins Reiseprogramm aufgenommen werden.

Studienreise nach Madrid | Toledo

Vom Prado in die Welt

Susanne Ristow hat ihre wichtigste künstlerische Prägung 1990 angesichts der schwarzen Bilder Francisco de Goyas im Prado und einer Ausstellung seines graphischen Gesamtwerkes in der Academia de Bellas Artes in Madrid erfahren. Tief beeindruckt von der spanischen Kunst, der einmaligen Druckgraphik und den internationalen Kunstschätzen der spanischen Museen kehrt sie nach den ersten vier Semstern ihres Kunststudiums an der Hbk Braunschweig 1992 für neun Monate in die spanische Hauptstadt zurück, um in Madrid ein völlig freies Selbststudium vor Originalen im Prado und in der herrlichen Bibliothek des Reina Sofias (heutiger Präsentationsort von Picassos „Guernica“) zu beginnen und zur Erweiterung des persönlichen Horizontes Künstler, Graphiker, Filmemacher und Literaten des Altstadtviertels Lavapies kennenzulernen. Nach wie vor ist es ihr ein großes Vergnügen, Reisegäste mit Madrid und dem nahegelegenen Toledo, Heimat des großen Malers El Greco, intensiv bekannt zu machen und den Tag gemütlich in der legendären Sherry-Bar der Calle Echegaray ausklingen zu lassen oder aber „la marcha“, den nächstlichen Zug durch die Tanzlokale zu beginnen.

TU Dortmund | Fachbereich Kunst

Virenalarm in der Druckwerkstatt

Lehre und Kunstvermitlung viral: Auf Einladung von Prof. Bettina van Haaren bietet Susanne Ristow mehrere Seminare an der TU Dortmund im Fachbereich Kunst an, in denen vor allem die viralen Strategien der Druckgraphik von zentraler Bedeutung ist. Graphische Techniken erhalten damit eine konzeptuelle Basis.

Artikel über die Abschlußausstellung: Viren, ein subversives Kunstprojekt

Am Anfang war das Bild: Als im besonders grippalen Jahr 2003 eine mögliche Pandemie ihren scheinbaren Ausgang mit Virus H5N1 in Hongkong fand, wurden in den Nachrichten faszinierende Virenmodelle aufgeführt, deren Farben- und Formenvielfalt nichts zu wünschen übrig ließ. Der Virus taugt aber auch als vielfältige Metapher für Fremdkörper jeder Art. Er steht für Mutation, für dauernde Verwandlung, für Unberechenbarkeit. Mit welchen grafischen Mitteln wurden Bilder und Texte in der Kunstgeschichte viral?
Was versteht man heutzutage unter viralem Marketing? Was kann uns das für unsere eigenen Zeichnungen, Graphiken, Fotos und Filme nützen? Es geht darum, neben Sammlungen und zeichnerischen Übungen auch und vor allem Konzepte zu entwickeln, die über den üblichen Rahmen des Zeichenformates hinaus auf die Straße, in den öffentlichen Raum, ins Internet führen. Aber auch Bücher und Zeitschriften und andere Printmedien können von uns viral gestaltet werden, jeder findet die ihm gemäße Form und entwickelt sein Konzept entsprechend.

XXI Festa della Liberazione del Merlo Maschio

20. 3. 2016 Saviano | Napoli

Das internationale Fest zur Befreiung der männlichen Amsel (Festa della Liberazione del Merlo Maschio), wurde 1996 von den  Editeuren Antonio Sgambati und Vittorio Avella erstmalig als partizipatives Kunstfestival zum Frühlingsanfang veranstaltet. Die an den Volksfesten der Region orientierte Veranstaltung, zu der Künstler und Kunstinteressierte aus aller Welt ebenso wie Poeten und Performer der Region und neugieriges Publikum aus dem kleinen Ort am Fuße des Vesuvs gleichermaßen strömen, ist inzwischen Kult und aufmerksame Besucher der Kleinstadt bei Nola finden sogar einen „Vicolo del Merlo Maschio (XX sec.)“ unter den Beschilderungen der Sehenwürdigkeiten des Ortes…….

 

Susanne Ristow ist seit 1998 in das Fest involviert und nimmt mit neuen Editionen, Filmen und performativen Auftritten daran teil. Im Jahr 2016 hat sie dem Hof des antiken Palazzo, in dem das Fest inzwischen stattfindet, die Anmutung einer Unterwasserlandschaft verliehen, in dem sie zahlreiche Medusen über dem Festplatz aufsteigen lassen hat. Der nolanische Dichter Nino Velotti hat dieser interaktiven Installation, die von den Besuchern des Festes auf und abgebaut wurde, das Sonett MEDUSE D´ARIA (per Susanne Ristow) gewidmet:

Come le ombre al tramonto le giornate
si allungano: così penso a meduse
d’aria fluttuare sopra le vallate,
gelatinose nubi d’acque sfuse,

tentacolari ombrelli, sfere alate
di veleni mortali in corpo infuse,
trasparenti minacce liberate
nel vento, sì immortali alte meduse…

Se fosse nata in cielo sulla terra
la vita, entità reali l’avrei viste,
palloncini fuggiti enormi in fili

dall’incubo di un bimbo per la serra
eterea su città acquari, impreviste
e urticanti beltà primaverili.

MEDUSEN DER LÜFTE (für Susanne Ristow)

Gleich Schatten zur Dämmerung verlängern sich
derzeit die Tage: Geradeso denk´ ich mir luftige
Quallen weit über die Täler schwebend
in gallertartigen Wolken gelöster Flüssigkeiten,

beschirmte Tentakel, geflügelte Sphären,
voll tödlicher Gifte in zerflossenen Körpern,
transparent ihre Drohungen frei nun
im Winde, ja unsterblich hohe Medusen…

Wäre das Leben im Himmel auf Erden geboren,
dem kindlichen Albtraum einer Luftglocke
über Aquarienstädten entkommen,

hätte ich wirkliche Wesen gesehen als
Flüchtlinge, enorme Ballons in Fäden verstrickt,
plötzlich und ätzend in frühlingshafter Pracht.