Viren | Kunst

Das Potential der kleinen, aber höchst wirksamen Viren zu nutzen, ist eine faszinierender Gedanke, der Kinder und Jugendliche, längst vertraut mit Virals und Memen des Internets, fasziniert und begeistert. In Kooperationsprojekten wie „Virabilia“ im Rahmen des kommunalen Projektes „Jugend, Kultur und Schule“ läßt Susanne Ristow Kinder und Jugendliche zu interdisziplinären Forschern, Gestaltern und Performern mutieren und betreibt kollektive Kulturvirologie.

 

Kath. Grundschule Unter den Eichen Düsseldorf-Gerresheim 2014 | 2015

Wort | Bild

Das spannungsgeladene Wechselspiel zwischen Wort und Bild kann in Plakaten, Buchprojekten, Druckkursen, Kalligraphie oder im spielerischen Verbreiten von Lieblingsworten, Wortfälschungen und neuen Worten als Bilderschilder, Flugblätter und visive Poesie zu einem faszinierenden Thema für Schüler und Lehrer werden. Spracherwerb, aber auch Grundbegriffe künstlerischer Dichtung vom Liedtext bis zur Erzählung können im Mittelpunkt kreativen Schreibens vor und mit Bildern im Museum wie auf der Straße oder im Schulviertel stehen. Oder wir verwandeln uns direkt selbst in unser Lieblingsbuch. Vor allem aber gilt es, die Freude an der Schönheit der Buchstaben und Begriffe wiederzuentdecken!

Figuren | Theater

Das Spiel mit selbstgestalteten Stabpuppen oder Schattenfiguren oder der Einsatz des eigenen Körpers im performativen Einsatz können Inhalt des Zusammenspiels von Kunst und Theater mit Kindern und Jugendlichen sein. Kunstprothesen, Kostüme und Masken ergänzen das Repertoire und lassen echte Spielfreude aufkommen und Fragen nach Identität und Rolle werden gleichfalls spielerisch behandelt. Kinder und Jugendlich lieben es auch, Bilder nachzustellen, eigene Geschichten und kleine Inszenierungen zu Bilmotiven zu erfinden und kurze Storyboards für Videosequenzen zu zeichnen.

Skulptur | Projekt

Mit Skulptur und Plastik bieten sich endlose Möglichkeiten der Kunstvermittlungsarbeit an. Ob plastisches Gestalten, Kneten, Formenbau, Grußtechnik, Statik oder abtragendes Verfahren der Skulptur: Immer geht es um das Verhältnis von Körper und Raum zueinander. Was unterscheidet die zweite von der dritten Dimension? Wie sieht es mit der ersten und vierten aus? Gerade angesichts einer Realität, die sich zunehmend auf dem Flachbildschirm/ Screen abspielt, ist die Frage nach dem eigenen Verhältnis zum Material für Skulptur und nach den Möglichkeiten der Plastik ungebrochen aktuell.

Medien | Transfer

Der Umgang mit den Bildern aus Medien wie Film, Fernsehen und Internet prägt heute maßgeblich die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen.
Susanne Ristow nutzt das postmoderne Wissen, um ihnen einen Kulturtransfer von Videospielen wie Minecraft oder dem popkulturellen Star Wars-Kosmos in die Museumswelt zu ermöglichen und ein Gespräch über kulturelle Identität zu beginnen. Dafür nutzt sie den erweiterten Medienbegriff und arbeitet mit Foto- und Videomaterial ebenso gern wie mit Zeichnung, Collage und Plastik.

Druck | Machen

Alle reden von der Bilderflut, wir untersuchen, wo sie herkommt und machen Druck. Als die alten Chinesen vor hunderten von Jahren die Drucktechnik des Holzschnitts erfanden, ahnten sie nicht, daß damit auch schon Tür und Tor für das Internet geöffnet wurden. Kinder und Jugendliche werden schnell zu Druckexperten, wenn man ihnen das nötige Handwerkszeug dazu mitgibt. Ob Druckwerkstatt, Graphikkabinett, Buchproduktion oder eigener Blog: Die Vervielfältigung von Bildern und Texten ist der Schlüssel zum Verständnis der medialen Wirklichkeit und öffnet den Zugang zu kulturellem Gedächtnis und gesellschaftlicher Teilhabe.

Farben | Erleben

Ist das Rot, das ich sehe, auch das Rot das Du siehst? Was erlebst Du beim Farbtest? Woher kommen die Farben? Und warum muß die Madonna immer Blau tragen? Was ist der Unterschied zwischen Lichtfarben und Erdfarben? Und warum ist der Himmel blau? Wo sind die Farben, wenn es dunkel wird? Farben  zu erleben gehört immer noch zu den Grundbegriffen unserer Kultur, läd aber auch ein zum interkulturellen Gespräch: Warum benutzen japanische Holzschnitzer immer dassselbe Grün? Warum ist der Koran in Blau und Gold geschmückt? Nach den klassischen Basiserkenntnissen geht es weiter mit freien Experimenten, gestischen Serien und großformatiger Wandmalerei.

Kunststadt | Düsseldorf

Lernt Düsseldorf mit Kindern und Jugendlichen als Kunststadt kennen! Der Kunststadtplan Düsseldorf, 2013 von Susanne Ristow mit 8 – 10 jährigen Kindern produziert, gibt Gelegenheit, eigene Entdeckungen einzutragen und die Entdeckungen der Kinder in ihren eigenen Worten und Bildern zu erforschen. (Der aktuelle Kunststadtplan ist als doppelseitiges A0 Plakat erhältlich im Museumsshop der Kunstsammlung NRW K20) Eine Reise durch die Geschichte der Kunststadt Düsseldorf vom Barock bis in die Gegenwart bietet sich auch als Ferienkurs oder Projektwoche an.

Künstler | Forscher

Die besten Künstler sind immer auch Forscher. Kinder und Jugendliche haben das Potential zum Künstler wie zum Forscher, also ist der Schritt ins Kunstforscherlabor nicht weit und die aufkommende Zukunftsprojekte und längst vergangene Geschichtspanoramen stehen uns offen wie Mikrokosmos und Makrokosmos. Es lebe der phantasievolle Forschergeist der frühen Wunderkammern!

Kunst- und Ausstellungshalle Bonn

International und inklusiv

Die Kunst- und Ausstellungshalle Bonn ist für ihre internationalen Ausstellungen zu Kunst und Kultur der ganzen Welt bekannt. Seit längerer Zeit steht Ristow in einem intensiven Austausch mit den Kollegen der Bundeskunsthalle in Bonn, wo sich immer wieder Möglichkeiten für innovative Projekte und Inhalte ergeben. Zuletzt war die Zusammenarbeit auf das Thema Inklusion fokussiert.

Inklusive Intervention

Japans Liebe zum Impressionismus

8.10.2015 – 21.2.2016

Die inklusiven Tastmodule „Touchscreen I“ und „Touchscreen II“ der Düsseldorfer Künstlerin und Kunstvermittlerin Susanne Ristow sind eine künstlerische Interpretation des Ausstellungsinhaltes der Schau Japans Liebe zum Impressionismus in Form eines an die Tradition der japanischen Screens/Bildschirme angelehnten Paravents. Die interaktiven, analogen Tastobjekte haben bei der Aufstellung zwei unterschiedliche Bildseiten, die sich im Sinne des wechselseitigen Austausches zwischen Japan und Frankreich aus einer Leinwandseite und einer hölzernen, geschnitzten Seite zusammensetzen. Jeder Stellschirm besteht aus drei Teilen in den Maßen 70 x 160 cm und wird frei stehend im Ausstellungsraum als taktiles Erlebnis für die Ausstellungsbesucher erfahrbar. Die einzelnen Bildelemente sind mit Materialien wie Ölfarbe, Wachs, Leim, Zweigen, Schnüren, Holzfurnier, Naturfasern, Stoffen, Muschelkalk etc. reliefartig als taktil erfahrbare Oberfläche gestaltet. Dabei vermischen sich japanische und französische Bildmotive aus der Ausstellung und anderen Bildwerken beider Kulturen zu einer eigenständigen Interpretation.

 

Die Objekte entstehten nicht als didaktisches Lehrmaterial, sondern als haptischer medien- und kulturwissenschaftlicher Bildkommentar einer mit der Kultur Japans und Europas vertrauten Künstlerin, der zum Dialog mit Blinden, Sehbehinderten und Sehenden gleichermaßen einladen soll. Die Erfahrungen mit dem monochrom gehaltenen, lichtgrauen Objekt, das mit äußerst reduzierter Farbigkeit nur durch Binnenstrukturen und Schattenfugen Sichtbarkeit erhält, sollen für alle Besucher der Ausstellung die Wirkung der Exponate in der Ausstellung potenzieren, denn mit der Verwendung deutlich strukturierte Naturmaterialien geht das besondere Naturempfinden nicht nur des französischen Impressionismus, sondern eben auch der japanischen Kunst einher, deren Rezeption im Spannungsverhältnis zur Industrialisierung und Technologisierung (auch der Bilder) auf diese Weise mehr als begreiflich wird. Last but not least ergeben sich aus der Intensität der taktilen Erfahrung am analogen „Touchscreen“ kritische Fragen nach unserem zunehmend von den glatten Flächen digitaler „Screens“ bestimmten Umgang mit Welt.